Trauer um Prof. Hans-Dieter Baum

Hans-Dieter Baum © Peter Krebs

Wir trauern um unseren Kollegen und Lehrer
Prof. Hans-Dieter Baum

19.08.1936 – 12.07.2021

Gänzlich unerwartet, und darum besonders bestürzend und schockierend, erreichte uns die Nachricht vom Ableben unseres verehrten Kollegen und Lehrers Prof. Hans-Dieter Baum.

Hans-Dieter Baum, der selber von 1954 bis 1959 an der „Hanns Eisler“ studiert hatte, lehrte seit 42 Jahren an unserer Hochschule und prägte ganz maßgeblich die Ausbildung ganzer Generationen von jungen Kapellmeistern in Deutschland und weit darüber hinaus. Mehrere seiner Studierenden lehren heute selber an bedeutenden Konservatorien, wie Christoph Altstaedt in Helsinki, Lin Daye in Shanghai oder Hee Chun Choi in Seoul.

Viele Preisträgerinnen und Preisträger der bedeutendsten internationalen Wettbewerbe durchliefen seine tiefgründige, umfassende, manchmal auch strenge Schule und profitierten von seiner großen Erfahrung als Dirigent, seinem weiten musikalischen Horizont, seinem pädagogischen Geschick und nicht zuletzt von seiner tiefen Menschlichkeit, die seine gesamte Lehrtätigkeit und seinen Umgang mit den Schülern und Schülerinnen prägte. Dabei stellte er stets sehr hohe Anforderungen sowohl an die Studierendenschaft als auch an die Lehrenden des Studienganges, den er 17 Jahre lang – von 1985 bis 2002 – leitete, wohl wissend, dass ein erfolgreiches Studium den ganzen Einsatz, großen Fleiß und die volle Hingabe sowohl von den Studierenden als auch von den Lehrenden erfordert.

Die höchsten Anforderungen stellte er jedoch an sich selbst. Eindrucksvoller Beleg dafür sind die letzten Monate, in denen er trotz wachsender altersbedingter Beschwernis jede Woche seinen Unterricht mit dem gleichen Engagement und der gleichen Energie mit seinen „Kindern“, wie er gelegentlich mir gegenüber die Studentinnen und Studenten nannte, durchführte. Diese Hingabe an seine Lehrtätigkeit bis zuletzt – immerhin rund 20 Jahre nach seiner Emeritierung – und natürlich die außergewöhnliche Qualität seines Unterrichts waren die Gründe für den Respekt, die – man darf dieses altmodische Wort in diesem Zusammenhang ruhig verwenden – Ehrerbietung und die Liebe, die ihm von allen entgegengebracht wurden, die das Glück hatten, von ihm unterrichtet zu werden.

Eine Würdigung des Hochschullehrers Prof. Baum wäre unvollständig, wenn neben seinem Unterricht nicht auch seine großen organisatorischen Leistungen für unseren Studiengang Erwähnung fänden. Seinem Engagement ist es zu verdanken, dass u.a. solche wichtigen Partnerschaften wie die mit dem Konzerthausorchester Berlin, den Orchestern in Halle, Brandenburg und Neubrandenburg, dem Filmorchester Babelsberg und den Berliner Sinfonikern geschlossen werden konnten.

Er, der ja selber aus der Praxis – vor allem des Musiktheaters – kam, setzte sich von jeher für praxisbezogene Ausbildung ein. Das prägte auch sein Wirken über unsere Hochschule hinaus, z.B. im Rahmen des Dirigentenforums des Deutschen Musikrates, das er maßgeblich mit aus der Taufe hob. Grundlage und Voraussetzung für alle seine Leistungen im Lehrbereich war dabei immer seine eigene bedeutende künstlerische Tätigkeit als Musiker – anfangs als Korrepetitor, später als Kapellmeister, Musikdirektor in Potsdam und Chefdirigent des Großen Rundfunkorchesters Berlin.

Dass er seine eigene erfolgreiche künstlerische Tätigkeit einschränkte, um sich voll auf die Ausbildung des dirigentischen Nachwuchses zu konzentrieren, mag ihm nicht leicht gefallen sein. Es ist aber ein eindrucksvoller Beweis für seine Leidenschaft zum Unterrichten, von der nicht nur der Studiengang Dirigieren profitierte, sondern unzählige andere Studierende, die er als langjähriger Leiter des Hochschulsinfonieorchesters mit seiner Fachkenntnis, seiner künstlerischen Unbedingtheit und seinem Enthusiasmus inspirierte.

Es ist sehr schwer vorstellbar, dass all dies nun ein Ende finden musste. Wir alle, die das Glück hatten, mit ihm zu arbeiten, zu lehren und zu studieren, werden Hans-Dieter Baum für immer in unseren Herzen tragen und seiner mit Liebe und Dankbarkeit gedenken!

Im Namen des Studiengangs Dirigieren

Prof. Christian Ehwald