Gewinner*innen des Internationalen Kompositionswettbewerbs NEUE SZENEN VII

Neue Szenen VI - Exposed © Astrid Ackermann

Die Gewinner*innen des Internationalen Kompositionswettbewerbs NEUE SZENEN, der bereits zum siebten Mal in Kooperation mit der Deutschen Oper Berlin ausgeschrieben wurde, stehen fest. Huihui Cheng (Komposition) und Guiliana Kiersz (Libretto), Zara Ali (Komposition) und Hannah Dübgen (Libretto) sowie Haukur Þór Harðarson (Komposition) erhalten Kompositionsaufträge für Musiktheaterwerke, die im April 2025 in der Tischlerei, der experimentellen Spielstätte der Deutschen Oper Berlin, uraufgeführt werden.

Auch in diesem Jahr waren sowohl Komponist*innen allein als auch Teams aus Komponist*in und Autor*in aufgefordert, sich für die NEUEN SZENEN zu bewerben. Dafür reichten sie mindestens ein aussagekräftiges Werk ein, auf dessen Grundlage die Aufträge für insgesamt drei Musiktheaterwerke vergeben werden.

Bis zum 31. Juli 2023 gingen 155 gültige Bewerbungen ein, davon mehr als die Hälfte aus dem europäischen und außereuropäischen Ausland. In mehreren Schritten ermittelte die Jury – Prof. Sarah Nemtsov (Komponistin), Uljana Wolf (Schriftstellerin), Peter Meiser (Studiengangsleitung Gesang, Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin), Sebastian Hanusa (Dramaturg, Deutsche Oper Berlin) und Prof. Claus Unzen (Regisseur, Hochschule für Musik Hanns Eisler, Berlin) – die interessantesten und aussichtsreichsten unter den eingesandten Werken. Die Preisträger*innen erhalten Libretto- und Kompositionsaufträge für drei Musiktheaterwerke, die als dreiteiliger Musiktheaterabend im April 2025 in der Tischlerei zur Uraufführung kommen, inszeniert, gesungen und gespielt von Studierenden der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin.

Preisträger*innen Neue Szenen VII

Huihui Cheng, geboren 1985 in China, ist eine Komponistin, die sich auf den Bereich der „theatralisch erweiterten Komposition“ konzentriert, indem sie die optischen Aspekte der Musik entdeckt und den Klang mit theatralischer Bedeutung auflädt, um das Ausdruckspotenzial der Musik zu steigern und zu erweitern. Cheng experimentiert mit verschiedenen Materialien, Kostümen, Bewegungen, erweiterten Objekten, Beleuchtung usw. Um intermediale Elemente einzubringen, bedient sie sich des Tanzes, der Performance und der Videoinstallation. Alle diese Ausdrucksmittel zielen auf die Kommunikation als zentrales Thema ihrer künstlerischen Arbeit ab: Kommunikation zwischen den Performer*innen, zwischen Menschen und Maschinen sowie mit dem Publikum.

Huihui Cheng studierte Komposition bei Guoping Jia an der Zentralen Musikhochschule in Peking sowie bei Caspar Johannes Walter an der Staat-lichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. 2015/16 belegte sie Kurse bei Héctor Parra und Grégoire Lorieux am IRCAM, Paris. Sie war Stipendiatin der Kunststiftung Baden-Württemberg, im Schloss Wiepersdorf, im Künstlerhaus Schöppingen, der Camargo Foundation, der Fondation Royaumont und der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo (Casa Baldi). Sie war Akademistin beim SWR Vokalensemble und bei der Akademie Musiktheater heute. Ihre Werke wurden u. a. beim Beijing Modern Music Festival, bei der Münchener Biennale, beim Tongyeong International Music Festival in Korea, bei Wien Modern, beim ECLAT Festival Neue Musik Stuttgart und bei rainy days in Luxemburg aufgeführt. Huihui Cheng erhielt den ersten Preis beim Internationalen Isang Yun Kompositionspreis (2011) sowie den Giga-Hertz-Produktionspreis des ZKM Karlsruhe (2016). Sie veröffentlichte eine Porträt-CD bei WERGO / Zeitgenössische Musik 2020.  Weitere Informationen: www.huihuicheng.com

Die aus Buenos Aires stammende Schriftstellerin und Librettistin Giuliana Kiersz lebt und arbeitet in Berlin. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit politischen und sozialen Themen wie der Klimakrise, den Migrationsprozessen und der Art und Weise, wie postkoloniale Strukturen sich in Körper einschreiben. Oft basieren ihre Arbeiten auf Feldforschung und Interviews, von denen ausgehend sie Textformen entwickelt, in denen über Gewalt, Liebe und Traumata gesprochen wird. Ihre Theaterstücke wurden mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem ersten Platz des X. Deutschen Rozenmacher-Preises, dem dritten Preis des Dramaturgie-Wettbewerbs des Nationalen Theaterinstituts und dem Übersetzungspreis des Maison Antoine Vitez.

Ihre Arbeiten wurde von zahlreichen Institutionen unterstützt, darunter die Akademie Schloss Solitude, das Theatertreffen, das Maxim Gorki Theater, die Académie du Festival d' Aix und das Royal Court Theatre in London. Ihre Texte wurden ins Englische, Deutsche, Französische, Portugiesische sowie die Maya-Sprache Tzotzil übersetzt und von Rara Avis Editorial, Libros del Rojas, Fondo Editorial ENSAD, Editorial INTeatro, Espejo Somos, Libros Drama, Solitude Editions / Archive Books und Editions Espaces 34 veröffentlicht. In den Jahren 2021 und 2022 war sie Teil der Young Woman Opera Makers, die von der Académie du Festival d'Aix organisiert und von Katie Mitchell geleitet wurde. Im Bereich der Oper hat sie das Libretto für THE END OF THE WORLD (Komposition: Patricia Martínez, Regie: Carmen C. Kruse) geschrieben, das im Finale des Wettbewerbs NOPERAS! 2021 war und im Auftrag von CoCreations und in Koproduktion mit dem SWR Experimentalstudio Freiburg und dem Centro Experimental del Teatro Colón Buenos Aires entstand. Weitere Informationen: https://giulianakiersz.com/

Zara Ali ist eine in Frankfurt lebende Komponistin und Multimedia-Künstlerin. Ihr vielseitiger musikalischer Stil umfasst lebendige Programme, sorgfältig verwobene mikrotonale Harmonien, große Aufmerksamkeit für elektroakustische Klangfarben und die Übersetzung struktureller Konzepte (z.B. Geometrie, Kinetik, Zeitlichkeit) in Klang. Ali wurde mit dem Gaudeamus Preis 2023, dem Felix Mendelssohn Bartholdy Kompositionspreis 2022, dem Sonderpreis der Jungen Musiker Deutschland 2022, dem Robert H. Burns Kompositionspreis und dem JACK Studio Award ausgezeichnet. Ihre Musik wurde u. a. beim impuls Festival für zeitgenössische Musik, der cresc Biennale für aktuelle Musik Frankfurt Rhein Main, Gaudeamus Festival, Tanglewood Music Festival, Seoul International Computer Music Festival, Archipel Festival und Royaumont Festival aufgeführt. Sie war Composer-in-Residence für das IEMA Ensemble 2022/23. Weitere Informationen: https://www.zaraali.de/

Hannah Dübgen wurde 1977 geboren. Sie studierte Philosophie, Literatur- und Musikwissenschaft in Oxford, Paris und Berlin. Sie arbeitete als Dramaturgin am Theater und schrieb die Texte mehrerer international erfolgreicher Opern, z.B. MATSUKAZE (2011), eine Zusammenarbeit mit dem Komponisten Toshio Hosokawa und der Choreographin Sasha Waltz, vielfach nominiert als „Uraufführung des Jahres“. Ihr Schauspiel „Gegenlicht“ war 2008 für den Dramatikerpreis des Stadttheater Klagenfurt nominiert. Hannah Dübgens mehrfach ausgezeichneter Debütroman „Strom“ erschien 2013, es folgte der Roman „Über Land“ (2016). Ihre Werke wurden in mehrere Sprachen übersetzt und mit Stipendien im In- und Ausland gefördert. Weitere Informationen: https://hannahduebgen.com/

Der Komponist Haukur Þór Harðarson erforscht mit seinen Arbeiten die Körperlichkeit des Raums, in dem das Hören stattfindet. Durch die Transformationen von Klängen und Resonanzen erforscht er dabei die Möglichkeit, den Hörer in engen Kontakt mit dem akustischen Raum und der wahrgenommenen Zeit zu bringen. Seine Musik, die sowohl akustische als auch elektroakustische Werke umfasst, wird als fragil, zart, intensiv, konzentriert und körperlich beschrieben.

Haukur Þór Harðarson studierte Komposition bei Atli Ingólfsson an der Isländischen Akademie der Künste und bei Richard Ayres und Wim Henderickx am Konservatorium in Amsterdam, gefolgt von einem Studium am Instituut voor Sonologie am Königlichen Konservatorium Den Haag. Danach nahm er Privatunterricht bei Rebecca Saunders in Berlin.

Seine Werke wurden von Ensembles und Musikern wie dem Icelandic Symphony Orchestra, ensemble mosaik, Trio Abstrakt, Elektra Ensemble, Ensemble Adapter, Departure Duo, Caput, Neon, Ensemble Recherche, den Neuen Vocalsolisten, dem Asko/Schönberg, Nieuw Ensemble, TAK, dem Quatuor Diotima, dem Siggi String Quartet, dem Moscow Contemporary Music Ensemble, von Marco Fusi, Jack Adler McKean, Sophie Fetokaki, Una Sveinbjarnardóttir, Sarah Saviet und Loadbang aufgeführt. Er ist Teil der künstlerischen Leitung der Konzertreihe Active Listening sowie Mitglied und Mitbegründer des Komponistenkollektivs Errata.
Haukur Þór Harðarson lebt und arbeitet als freischaffender Komponist in Berlin. Weitere Informationen: https://www.haukurthor.is/