Intimitätskoordination auf der Bühne

Reaktionen auf den Workshop mit der Schauspielerin Julia Effertz
Intimitätskoordination – was heißt das? An künstlerischen Hochschulen sind Lehrformate, in denen es um die szenische Darstellung von Intimität, Nacktheit, Erotik, von verschiedenen Ausprägungen der Sexualität und sexualisierter Gewalt geht, sehr selten. Die Schauspielerin und Intimitätskoordinatorin Julia Effertz gab nun erstmals im November 2023 einen zweitägigen Workshop mit Studierenden und hielt einen öffentlichen Vortrag über das professionelle Koordinieren von Intimität am Filmset oder auf der Bühne.

Durch Techniken, mit denen sich gegenseitiges Einvernehmen herstellen lässt, hätten Studierende weniger Angst vor intimen und schambesetzten Szenen und wüssten besser, wie sie ihre körperlichen und seelischen Grenzen kommunizieren können, berichtet Julia Effertz. „Die Hochschule als sicherer Lernraum ist wirklich der beste Ort, um mit den zukünftigen Künstler*innen intime Szenen zu erarbeiten, damit sie diese dann später im Beruf – gut vorbereitet – selbstverständlicher und routinierter umsetzen können. (…) Wenn alle künstlerischen Hochschulen einen professionellen Arbeitsprozess mit Consent-Praxis hätten, dann würde das mittel- und langfristig auch flächendeckend in der Branche ankommen.“

Ein solcher Intimacy Workshop sollte „für alle Menschen, die auf und hinter der Bühne szenische Verantwortung tragen, verpflichtend sein“ stellt eine Regiestudentin im Rückblick fest. So ist „das Erkennen und Verbalisieren eigener Grenzen und die Wahrnehmung von Verantwortung“ unbedingt wichtig für einen sicheren Umgang mit Intimität auf der Bühne. Manche Gesangstudierende betraten bei dem Thema intime Szenen auch Neuland. Die handwerklichen Tools würden jedoch zukünftig einen hoffentlich sichereren und selbstbewussteren Umgang bei der Probenarbeit ermöglichen.

Unter den vielen Stimmen der Studierenden in den Rückmeldungen zeigt sich der starke Wunsch, diese Arbeit regelmäßig bei szenischen Projekten oder im Unterricht an der Eisler fortzusetzen, um einerseits vielleicht unbeabsichtigte Grenzüberschreitungen zu minimieren und um andererseits im Berufsleben auf diese Art von Szenen vorbereitet zu werden.

Im Gleichstellungskonzept der Eisler wurde daher eine Zusammenarbeit mit Intimitätskoordinator*innen festgeschrieben, und nach dieser positiven Premiere sollte sie nachhaltig verankert werden. Prof. Mara Kurotschka, die an der Eisler Gastprofessorin für Szenischen Unterricht ist, initiierte diesen Workshop gemeinsam mit der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule, Antje Kirschning