Verfemt, Verboten, Vergessen

Kammermusikfestival
Die Mendelssohns und die Musik der Moderne
Zwei scheinbar verschiedene Themen treffen im diesjährigen Kammermusikfestival aufeinander: die Kompositionen von Fanny Hensel, geborene Mendelssohn und von Felix Mendelssohn Bartholdy sowie die verfemte Musik des 20. Jahrhunderts. Auch frühere Kompositionen galten in der Zeit des National-sozialismus als „entartet“ und verfemte Komponist*innen wie Hensel und Mendelssohn Bartholdy wurden verboten.
Werke von Fanny Hensel, stehen an prominenter Stelle im diesjährigen Programm und knüpfen an das Festival des vergangenen Jahres mit seinem Fokus auf Komponistinnen an.
Viele Komponistinnen der Moderne galten als „entartet“ und sind bis heute zu Unrecht fast vergessen, darunter Ruth Schönthal, die in Berlin studierte, die gebürtige Berlinerin Ursula Mamlok als auch die Wienerin und Pionierin der Musiktherapie Vally Weigl. Alle drei Frauen waren jüdischer Herkunft und retteten sich ins amerikanische Exil.
Das Festival konfrontiert sehr bekannte Werke wie Felix Mendelssohn Bartholdys Streichoktett und eine Version des „Sommernachtstraums“ sowie Arnold Schönbergs „Verklärte Nacht“ mit Werken verfemter Komponist*innen, die viel zu selten gespielt werden. Der Musikwissenschaftler Dr. Albrecht Dümling stellt im Vortragskonzert Musik aus dem Ghetto Theresienstadt vor. Von dieser ehemaligen Militärstadt unweit von Prag aus wurden die tschechischen Komponisten Viktor Ullmann, Pavel Haas, Hans Krása und Gideon Klein in Vernichtungslager deportiert.
2022 wurde das Zentrum für Kammermusik an der Hochschule gegründet. Mit dem Festivalprogramm dokumentiert das Zentrum seine fächerübergreifende Zusammenarbeit, neben Werken für Streichinstrumente und Klavier sind diesmal besonders viele Stücke für Blasinstrumente und für Gesang zu hören.