Ana Cuéllar Velasco

Ana Cuéllar Velasco
Ana Cuéllar Velasco © Álfheiður Erla Guðmundsdóttir

Deutschlandstipendiatin 2018-2020

Die Mallorquinerin Ana Cuéllar Velasco studiert derzeit im 5. Semester Bachelor Musiktheaterregie bei Prof. Corinna von Rad. Zuvor absolvierte sie ein Studium für klassische Klarinette an der Musikhochschule „Musikene“ im Baskenland bei Prof. José Luís Estellés und Antony Pay. Ihre Begeisterung für Oper begann mit 8 Jahren, im Kinderchor des Opernhauses von Mallorca Teatre Principal. Sie erhielt im Theater Gesangs- und Schauspielunterricht. Ana Cuéllar Velasco arbeitete bereits mehrfach als Regie- und Inspizienzassistentin am mallorquinischen Teatre Principal de Palma, u. a. für „Le nozze di Figaro“ (Regie: José Luís Castro), „Così fan tutte“ (Regie: Mario Martone), „Macbeth“ (Regie: Elena Barbalich), „El Reloj de Lucerna“ (Regie: Carlos Martos). Auch im deutschsprachigen Raum konnte sie an mehreren Theatern hospitieren, wie am Theater Chemnitz in „Turandot“ (Regie: Hinrich Horstkotte) oder am Theater an der Wien in „Alcina“ (Regie: Tatjana Gürbaca). Im Rahmen ihres Studiums inszenierte Ana Cuéllar Velasco Szenen aus „Don Juan“ von Molière, „Hänsel und Gretel“ (Humperdinck) und „Dido and Aeneas“ (Purcell). Im Jahr 2019 wird sie die Regie von „Pierrot Lunaire“ (Schönberg) auf Mallorca und die Inszenierung von Szenen aus „Carmen“ (Bizet) an der HfM Hanns Eisler Berlin übernehmen. Zudem wird sie als Regieassistentin und Dramaturgin bei „Don Giovanni“ (Regie: Paco Azorín) und „L'elisir d'amore“ (Regie: José Martret) am Teatre Principal de Palma tätig sein.

Wie entwickelte sich Ihr Interesse für Musiktheaterregie?
Ich bin, sozusagen, in einem Opernhaus aufgewachsen. Als ich acht Jahre alt war, habe ich begonnen, im Kinderchor vom Teatre Principal de Palma zu singen und in Opernproduktionen wie „Tosca“, „Carmen“, „La Bohème“ und „Turandot“ teilzunehmen. So begann meine große Begeisterung für die Oper. An diesem Theater konnte ich dann weitere Aufgaben übernehmen: die Assistenz des Inspizienten oder aktuell die Regieassistenz und Assistenz des Intendanten im Opernbereich. Diese Arbeit gibt mir die Möglichkeit, die Opernwelt aus einer völlig neuen Perspektive kennenzulernen. Als ich vor drei Jahren erfahren habe, dass Musiktheaterregie als Studium in Berlin angeboten wird, war die Entscheidung sehr einfach.

Warum haben Sie sich für ein Studium an der HfM entschieden?
Für mich war immer klar, dass ich mich auf Oper fokussieren möchte, deshalb war das Studium Schauspiel-Regie keine Option für mich. Die HfM Berlin ist der einzige Ort, an dem man ausschließlich Opern-Regie studieren kann. Sowohl die hohe Qualität des Studiums, die interessanten Lehrenden an der Hanns Eisler, die Kooperationen der HfM mit wichtigen Opernhäusern wie der Staatsoper Berlin, der Deutschen Oper, der Komischen Oper, sowie mit den Bayreuther Festspielen, als auch das einzigartige Kunst- und Kulturangebot in Berlin – diese Gründe haben mich voll und ganz für ein Studium an der HfM überzeugt.

Womit beschäftigen Sie sich zurzeit in Ihrem Studium?
Das Regiestudium an der Hanns Eisler ist sehr praktisch gedacht. Das gibt mir die Möglichkeit, mich auf meine persönliche künstlerische Entwicklung zu fokussieren. Jetzt gerade interessiere ich mich sehr für die neuen Technologien auf der Bühne, insbesondere für diverse Möglichkeiten zum Einsatz von Video, sowie die intensive Schauspielarbeit mit dem Sänger oder der Sängerin. Mich begeistern der Mensch und sein Körper als einzige Spielelemente auf der Bühne. Ich will als Regisseurin alle Möglichkeiten versuchen, provozieren und in eine Richtung führen.

Sie haben bereits zahlreiche Erfahrungen als Regieassistentin in Opernproduktionen gesammelt. Gibt es ein besonderes Erlebnis, das Ihnen in Erinnerung geblieben ist?
Ich habe als 10-jähriges Kind in „Mefistofele“ von Arrigo Boito im Kinderchor des Teatre Principal de Palma gesungen. Es war die letzte Produktion, bevor das Opernhaus im Zuge von Renovierungsarbeiten für sechs Jahre geschlossen wurde. In der letzten Vorstellung dieser Produktion gab es beim Schlussapplaus einen Moment, den ich nie wieder vergessen werde. Es war der längste Applaus, den ich je erlebt habe. Dieser Moment war für mich emotional besonders ergreifend. Nach einer Weile wurde nicht mehr für die Solistinnen und Solisten, nicht mehr für das Orchester oder für die Inszenierung applaudiert, sondern der Applaus galt für die Oper per se. Der Applaus war ein großes „Dankeschön“ für diese Art von Kunst und er war eine Verabschiedung für dieses alte Opernhaus als Tempel der Musik. Als ich Kind war, habe ich diesen Moment nicht so richtig verstanden. Ich habe nicht verstanden, warum das Publikum so emotional war. Jetzt verstehe ich dieses „Dankeschön“-Gefühl für das Erlebnis Oper und die große Begeisterung, die so viele auf dieser Welt teilen. In jeder Opernproduktion, an der ich gerade teilnehme, spüre ich wieder dieses Gefühl von dieser Nacht: Es ist egal, wie viele Probleme eine Produktion bereitet und wie anstrengend alles war – am Ende kommt immer wieder dieser magische Moment, in dem viele Menschen an einem besonderen Ort diese besondere Freude teilen. Man kann in diesem Augenblick nur dankbar sein für diese Kunst und will sich bei allen bedanken, die das alles durch ihre Begeisterung möglich machen.

Warum haben Sie sich um das Deutschlandstipendium beworben?
Aufgrund meiner familiären Situation muss ich mich selbst finanzieren. Dieser Umstand war zeitweise mit enormer Anstrengung verbunden und oft war es nicht möglich, Arbeit und Studium zu kombinieren. Das Deutschlandstipendium gibt mir Sicherheit und Zeit, mich auf mein Studium und meine Zukunft zu fokussieren.

(Stand: September 2018)