Samuel Beluzán Rodríguez

Samuel Beluzán Rodríguez
Samuel Beluzán Rodríguez © Fernando Calonge Muñoz

Deutschlandstipendiat seit 2020

Samuel Beluzán Rodríguez, geboren 1991 in Madrid, spielt seit seinem fünften Lebensjahr Gitarre. Seine musikalische Ausbildung führte ihn über das Conservatorio Profesional “Teresa Berganza” an das Real Conservatorio Superior de Música de Madrid, wo er neben den Fächern Gitarre und Schlaginstrumente auch Kammermusik und Formenlehre belegte. Zur Zeit studiert er Orchesterdirigieren bei Prof. Christian Ehwald, Prof. Markus Stenz und Prof. Alexander Vitlin an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. Parallel absolvierte er dort im Jahre 2019 einen Master in Gitarre bei Prof. Daniel Göritz. Teilnahmen an verschiedenen Meisterkursen u. a. bei bei José Luis Rodrigo, Gerardo Arriaga, Pablo Márquez, Carles Trepat, Ana Jenaro, Margarita Escarpa, Paolo Pegoraro, Miguel Trápaga, Judicaël Perroy, Lorenzo Micheli, Miguel Ángel Pérez Grande, Rodrigo de la Calle, Robert Kendell und Donald Runnicles ergänzten seine Ausbildung. Er dirigierte bereits Orchester wie das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt Oder, Philharmonische Orchester des Staatstheater Cottbus, Karlovy Vary und Bucharest Symphony Orchestra. Als Gitarrist war er in Spanien als Solist mit und ohne Orchester und Teil verschiedener Kammermusikensembles in Sälen wie dem Centro Cultural Caja Rioja in Logroño, Centro de Congresos y Exposiciones Lienzo Norte in Ávila, Salón Real del Casino und dem Auditorio Nacional in Madrid zu hören. Außerdem trat er kammermuskalisch und solistisch als Stipendiat von Yehudi Menuhin Live Music Now Berlin e.V. in verschiedenen Sälen in Berlin und Potsdam auf. Samuel Beluzán ist Träger diverser Preise und Stipendien, wie dem Premio Extraordinario de Música de la Comunidad de Madrid 2010, einem 2.Preis der International Guitar Competition and Festival Berlin 2022 sowie des Deutschlandstipendiums.

Wieso haben Sie sich dazu entschieden, in Berlin zu studieren?
Welche*r Musiker*in möchte nicht nach Berlin? Es ist ein Mekka für uns alle. Hier gibt es sieben professionelle Orchester, eins davon ist wahrscheinlich das beste der Welt; die Berliner Philharmoniker. Außerdem gibt es drei Opernhäuser. Für Student*innen ist es ein super Start: Berlin ist sehr besonders, weil sich hier jede*r, wie ich finde, wohlfühlen kann. Es gibt einen Platz für jede*n. Es gibt überall Kultur, Kunst und Bewegung. Es ist auf jeden Fall eine Erfahrung fürs Leben.

Was war im vergangenen Jahr Ihr schönstes musikalisches Erlebnis?
Mit unserer Klasse absolvieren wir Praktika mit dem Staatsorchester Cottbus. Im November haben wir das Duett zwischen Violetta und Germont aus Verdis „La Traviata“ gemacht. Wir hatten nur einen Durchlauf, aber trotzdem hat es sehr gut funktioniert und ich habe dabei wieder einmal gefühlt, dass ich Dirigent sein will. Es war einfach toll, mit zwei Sänger*innen, die ich davor gar nicht kannte und mit einem Orchester, mit dem ich noch nie davor Verdi musiziert habe, so einen Durchlauf mit schöner Musik zu erleben. Das war eine sehr schöne Erfahrung. Als Gitarrist habe ich den zweiten Preis bei einem Wettbewerb in Berlin gewonnen. Da habe ich mich sehr wohlgefühlt, ich habe davor längere Zeit nicht richtig Gitarre gespielt und das war ein schönes Erlebnis.

Wie ist Ihr Interesse am Orchesterdirigieren entstanden? Wollten Sie schon immer Dirigent werden? Wie hat sich Ihr Weg vom Gitarristen zum Orchesterdirigenten entwickelt?

Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Mein Vater spielte Gitarre und dadurch habe ich auch mit dem Gitarrenspiel angefangen. Ich habe außerdem immer ein bisschen Klavier gespielt, später dann auch Schlagzeug. In Madrid habe ich nicht nur Gitarre im Bachelor studiert, sondern auch Schlagzeug bis zum sechsten Semester. Ich mag Musik in all ihren Facetten. Ich habe auch viel Spaß an Flamenco oder wenn ich versuche Jazz zu spielen. Alles an Musik gefällt mir. Als Schlagzeuger habe ich sehr viel im Sinfonie- und Blasorchester gespielt. Da habe ich mir oft gedacht, dass ich gerne der Dirigent wäre, dass ich gerne selbst die musikalischen Entscheidungen treffen würde. Aber ich kann mich nicht an einen konkreten Moment erinnern, in dem ich entschieden habe, Dirigent zu werden. Während meines Masterstudium in Gitarre wusste ich aber schon, dass ich Orchesterdirigieren studieren will, das war auch ein Grund, warum ich nach Berlin gekommen bin. In Madrid hatte ich schon ein bisschen bei einem Professor angefangen dirigieren zu lernen, aber noch nicht richtig studiert.

Was wäre Ihr perfektes Dasein als Musiker, wie erträumen Sie sich Ihr Leben als Musiker nach dem Studium?
Diese Frage beschäftigt mich schon lange. Viele Lehrer*innen und Freund*innen meinten zu mir, dass ich mich entscheiden müsste und nicht immer so viele Sachen parallel machen könnte, weil ich dann nie etwas richtig gut machen würde. Ich denke aber, wenn ich mich nicht zwischen den Dingen, die ich mache, entscheiden kann, dann ist das auch eine Entscheidung. Ich werde vielleicht nicht der beste Gitarrist oder Dirigent der ich sein kann, aber vielleicht der beste Musiker, der ich sein kann. Ich habe viele Ziele: Auf jeden Fall möchte ich dirigieren, aber ich möchte das Gitarrenspiel und auch das Schlagzeugspiel nie verlieren. Mit der Gitarre würde ich zum Beispiel gerne viele verschiedene Stile in einem Konzert vereinen, nicht nur klassisches Repertoire - etwas anders machen. Ich finde wir müssen versuchen herauszufinden, was am besten zu uns passt und vor allem was wir besser machen können als andere. Mir waren schon immer verschiedene musikalische Stile wichtig und deswegen würde ich gerne Flamenco und brasilianische Musik in Verbindung mit klassischer Musik auf die Bühne bringen. Als Dirigent gefällt mir vor allem sinfonisches Repertoire, aber ich würde jede Chance, die ich bekomme, nutzen. Es gibt heutzutage so viel Konkurrenz, man darf nicht wählerisch sein.

Sie bekommen das vom Deutschen Bühnenverein - Landesverband Berlin kofinanzierte Deutschlandstipendium bereits im dritten Jahr. Was hat sich durch das Stipendium für Sie verändert?
Vor allem, dass ich nicht mehr so viel arbeiten muss. Ich arbeite an einer Musikschule und wenn ich kein Deutschlandstipendium bekommen würde, müsste ich auf jeden Fall mehr unterrichten. Ich bin nicht nach Berlin gekommen, um hauptberuflich in Musikschulen zu unterrichten, das habe ich schon in Madrid gemacht. Es macht Spaß und ich werde wahrscheinlich immer weiter unterrichten, aber es ist wichtig, Zeit zu haben, mich musikalisch zu bilden, zu üben und die musikalische Vielfalt in Berlin zu erleben.

Auf was freuen Sie sich in diesem Jahr besonders?
Wir sind alle gespannt, weil wir mit Herrn Stenz einen neuen Professor bekommen. Außerdem mache ich am 26.5. im Absolventenkonzert gemeinsam mit dem Konzerthausorchester meinen Abschluss. Ich bin sehr gespannt und freue mich darauf. Danach ist alles sehr offen. Ich freue mich auf jeden Fall auf unseren neuen Professor. Ansonsten bin ich gerade auf der Suche, was ich als Nächstes machen werde.

(Stand: Januar 2023)