Chorkonzert – 07.02.2020

Bereits in der Vergangenheit realisierte der Chor, der als künstlerisches Ensemble fester Teil des Ausbildungskonzepts der Hanns Eisler ist, Projekte im Konzerthaus am Gendarmenmarkt und dem Berliner Dom. Unter der Leitung der Dirigenten Justin Doyle und Ohad Stolarz und gemeinsam mit dem Hochschul-Sinfonieorchester sowie dem Consortium musicum Berlin wurde in der St. Marienkirche ein facettenreiches Programm präsentiert.
Der plötzliche Unfalltod eines Freundes Mitte der 1930er Jahre hatte aus dem Lebemann Francis Poulenc einen tiefgläubigen Christen gemacht und einen merklichen Einfluss auf Poulencs künstlerische Sprache hinterlassen. Seine Kompositionen entwickelten sich in eine weniger expressive Richtung und bekamen stattdessen einen spirituellen Zugang. Die Quatre motets pour un temps de pénitence waren eines der ersten Werke, die er in Folge des persönlichen Umbruchs komponierte und stellten den Beginn für eine Vielzahl von Stücken geistlicher Chormusik dar. In den vier Bußzeitmotetten hüllt Poulenc dramatische Bibelpassagen über menschliche Verzweiflung in eine Musik voller dunkler Leuchtkraft.
Neben Poulencs Motetten waren Sephardische Volkslieder zu hören, arrangiert von Ohad Stolarz, der im Rahmen des Konzertes seinen Bachelor-Abschluss im Fach Chordirigieren erwarb. Außerdem brachten der Chor und das Orchester der Hochschule Gabriel Faurés Stück „Super flumina Babylonis“, das dieser 1863 als 18-Jähriger als Beitrag für den Prix de Rome komponierte sowie dessen Requiem d-Moll op. 48 zur Aufführung. Fauré, der Schüler von Camille Saint-Saëns war, beendete die Komposition des Stücks - die einzige größere Komposition in seinem Wirken, die auf Grundlage eines religiösen Texts basierte - zwischen dem Tod seines Vaters und dem seiner Mutter. Während andere Requien das "Dies Irae", das himmlische Strafgericht und die Androhung von Höllenqualen, vollumfänglich thematisieren, richtete Fauré die inhaltliche Konzeption seiner Komposition vielmehr darauf aus, ein friedvolles Bild des Todes zu zeichnen. In vielen Passagen gleiten daher die Moll-Klänge von Chor und Orchester in stimmungsvolle Dur-Akkorde über und lassen tröstend das Himmelreich erahnen.

Francis Poulenc Quatre motets pour un temps de pénitence, FP 97
Sephardische Volkslieder Satz: Ohad Stolarz
Consortium musicum Berlin Gastchor
Avishay Shalom musikalische Einstudierung
Ohad Stolarz Dirigent

Gabriel Fauré Super flumina Babylonis (Psalm 136), op. 25
Sonja Isabel Reuter Sopran
Julie Nemer Alt
Steven van der Linden Tenor
Bruno Meichsner Bariton
Ohad Stolarz Dirigent

Gabriel Fauré Requiem d-Moll, op. 48
Birita Poulsen Sopran
Rory Green, Oliver Boyd Bariton

Chor und Orchester der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin
Daniel Seeger Orgel
Justin Doyle Dirigent

Bachelor-Abschlusskonzert von Ohad Stolarz, Klasse Prof. Justin Doyle

Fotos: Janine Escher